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Dies ist eine alte Version des Dokuments!


Ökologisch, ökonomisch, ökumenisch?!

Alltag

Wir gehen alle ökologisch einkaufen und achten auf:

  • Bioäpfel aus der Region
  • Milch vom Biobauern
  • Pflanzen Mais an, der nicht genmanipuliert ist
  • Trinken fair gehandelten Kaffee
  • Sortieren unseren Müll
  • Bringen Farben zur Sondermülldeponie
  • fahren spritsparende Autos oder mit dem Rad
  • Spenden für Greenpeace, Brot für die Welt und Erdbebenopfer
  • versuchen grundsätzlich Güter zu erwerben, welche nicht erst 15000km über unseren Planeten transportiert werden müssen
  • geben den nicht mehr aktuellen PC zur Wertstoffannahme

und fühlen uns dabei gut, haben das Gefühl was für den Klimaschutz und die Gerechtigkeit in der Welt getan, sowie auch sozial sehr fair gehandelt zu haben.

Nun kommen wir nach Hause und starten unseren neuen PC, der fällig war weil das aktuelle Betriebssystem einer amerikanischen Firma auf dem 3Jahre alten Rechner nicht funktionierte und werfen somit sämtliche ökologisch, ökonomischen und sozialen Einstellungen über Bord. Denn das besagte Unternehmen handelt ausschließlich gewinnorientiert und nimmt in keinster Weise Rücksicht auf soziale oder ökologische Themen. Der Firmengründer hat zwar eine Stiftung ins Leben gerufen welche Milliarden an Dollar in Entwicklungshifeprojekte steckt, gleichzeitig aber wesentlich mehr Kapital aus Aktiengewinnen schlägt, welche mit Firmen gemacht wurden die z.B. die Produktion von Generika (billige AIDS-Medikamente) vehement bekämpfen. Des weiteren sind in der EU und auch global noch einige Klagen gegen den Konzern anhängig, die das Thema „Monopolisierung“ aufgreifen, welche die Firma mit allen, auch illegalen Mitteln, vorantreibt.

Seltsamer Weise ist diese Firma bzw ihre Produkte, von den wenigsten mündigen Menschen je in Frage gestellt worden und durch die Vermarktung ihrer inkompatiblen Produkte (Betriebssysteme, Textverarbeitungen, Tabellenkalkulationen) ist es ihr gelungen einen Quasistandard herzustellen. „Quasi“ weil die wenigsten bis gar keine dieser Programme sich an Standards halten. Gerade ist der Versuch eine Dokumentenspezifikation, welches das neue Office-Programm nutzt, weltweit als Standard einzuführen gescheitert. Es handelte sich dabei nicht nur um technische Probleme sondern scheinbar auch um illegale Lobbyarbeit. Ganz aktuell ist dieser Standard durch besagte Lobbyarbeit doch noch genehmigt worden, aber Länder wie Brasilien und Venezuela haben schon Einspruch eingelegt.

Wer träumt mit?

Besonders für den Einsatz im kirchlichen Bereich, ist die Nutzung solcher Produkte zumindest fragwürdig, deshalb lassen Sie uns einmal einen kleinen Traum träumen:

Der Traum

Wegen der Übermacht der verschiedenen Softwareschmieden, setzt sich jemand hin und schreibt ein kleines Betriebssystem um damit seinen PC zu steuern. Dieses System stellt er per Internet, allen zur Verfügung die sich dafür interessieren, damit diese sich die Fehler anschauen und verbessern können.

Um sicher zu stellen, dass auch alle etwas von dieser Arbeit haben, stellt er das System unter eine Lizenz, welche unter anderem folgende Merkmale aufweist:

  • Das Programm darf nicht verkauft werden

(mmmh, ich kann aber ein z.B. gut vorkonfiguriertes Linux „verkaufen“, wenn ich will, z.B. als Box oder als Teil meiner Dienstleistung. Rainer:Ist ja unten erklärt, die Programme selber dürfen nicht verkauft werden, oder sehe ich dies falsch?)

  • Es darf weitergegeben werden unter der Bedingung der Namensnennung des Erstautoren und der Weitergabe des Quelltextes
  • Es gibt sonst keine Einschränkung in Blick auf Menschenrassen, Glaubensrichtungen, wirtschaftlich Aspekte oder Nutzungsformen

Dienstleistungen wie z.B: das Brennen von CD's, das Zusammenstellen von verschiedenen Programmen, oder die Erstellung von Handbüchern, dürfen finanziell vergütet werden. Somit sind die Programme durchaus wirtschaftlich zu nutzen und der offene Quelltext garantiert eine optimale Kontrolle über das Programm.

Und was hätte die Gemeinde und Kirche davon?

Ersteinmal wäre dies ein Programm bzw Betriebssystem welches dem christlichen Glauben näher kommt:

Mt 10,8: … Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.

Und man hätte die Kontrolle über dass, was ein Programm macht. Auf jeden Fall besser als wenn der Quellcode nicht zu lesen und damit einer Firma gehört und somit proprietär ist. Es gäbe keine versteckten Funktionen die zu bestimmten Zeiten, bestimmte Daten an eine bestimmte Firma senden. Im Puncto Datenschutz sehr vorteilhaft.

Zum Dritten, gäbe es solche Betriebssysteme in den verschiedensten Zusammenstellungen. Unterschiedliche Firmen könnten ihre eigenen Systeme anbieten. Sie würden Handbücher verlegen oder den Support übernehmen. Es wäre sogar denkbar, das Systeme kostenfrei zur Verfügung zu stellen, so das es von den vielen Freiwilligen weiterentwickelt und betreut werden würde.

Ein nicht zu vernachlässigender Vorteil dieser unterschiedlichen Systeme, wären die wenigen Angriffspunkte für Viren. Wie in der Natur bringt eine Monokultur viele Schädlinge hervor. Bei unterschiedlichen Systemen wird es für die Viren dann schwerer Fuß zu fassen.

Als Nächstes könnte man die Genügsamkeit ins Feld führen: Je nach Zusammenstellung des Systems, wäre es sogar auf alten Rechnern (266MHz, 128MB Ram) mit einer rudimentären Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Internetprogrammen funktionell und man darf davon ausgehen, dass dieses Betriebssystem aktuell wäre und nicht veraltet. Damit wäre man in der Lage die Hardware in wesentlich längeren Zyklen einsetzen zu können, ohne Gefahr zu laufen mit einem veraltetem und mit Sicherheitslücken behaftetem Betriebssystem arbeiten zu müssen. Die Unterstützungen des einen besagten amerikanischen Konzerns in Sachen Updates und Patches läuft in naher Zukunft aus und er wird über kurz oder lang nur noch die Version mit dem italienischen Wort für „Blick“ oder „Ausblick“ unterstützen.

Zusammengefasst:

  1. Es wäre ein gerechteres System, welches weltweit entwickelt und genutzt werden könnte. Besonders in der dritten Welt! Das Argument: In der dritten Welt benötigt man erst einmal Essen statt PC's stimmt so nicht, da nur gebildete Menschen ökologisch und ökonomisch Denken und Handeln können.
  2. Der Datenschutz wäre mit dem System sicherer
  3. Die Anfälligkeit für Viren gemindert und somit der teure Virenschutz im Moment verzichtbar
  4. Alte Hardware könnte länger genutzt werden
  5. Es wäre eine preislich mehr als günstigere Variante
  6. Welche Möglichkeiten es damit auch in Richtung Mission und Ökumene geben könnte, kann sich jeder selbst ausmalen.

Also wo warten wir drauf, entwickeln wir ein solches System!

Aus der Traum?

Wie soll dies nun vor sich gehen? Man benötigt doch spezialisierte Programmierer und welche Gemeinde kann sich glücklich schätzen so einen in ihren Reihen zu haben, oder kann einen Programmierer bezahlen? Und kann einer alleine so eine kompliziertes System programmieren? Selbst wenn so ein Betriebssystem entwickelt würde, benötigte man auch noch Anwendungen. Woher diese nehmen? Wer betreut die Anwender, die so etwas nutzen wollen? Die ganze Sache ist also zum scheitern verurteilt, oder? Alles nur ein schöner Traum?

Oder doch nicht?

Nicht ganz, denn Mitte der 90er setzte sich tatsächlich ein finnischer Student hin und programmierte ein Betriebssystem. Es hat sich bis heute weiterentwickelt und ist durchaus in der Lage alternativ zu dem angebotenen „Standard“ eingesetzt zu werden. Tausende von begeisterten Menschen, bemühen sich darum dieses Betriebssystem zu verbessern und in der Welt bekannt zu machen. Die meisten Bestandteile dieses Systems sind tatsächlich frei und stehen unter der „Gnu Gerneral Public License“, abgekürzt GPL, oder ähnlicher Lizenzen, deren Inhalt sich in etwa mit der obigen Aufzählung unter Der Traum deckt. Viren gibt es bislang keine. Und die Preise liegen zwischen 0,20€ für das brennen einer CD und 100,00€ für eine Distribution mit Support und Handbüchern. Auch der Erwerb eines Fachbuches mit beigelegter CD/DVD ist möglich. Für viele Versionen werden kostenfreie Foren und Mailinglisten angeboten, in welchen man sich bei Problemen informieren kann.

Migration

Eine Migration muss sehr sensibel durchgeführt werden, da die neuen Programme zwar ähnliche Funktionen haben, der Weg diese umzusetzen aber oft ein anderer ist. Von Nutzern lieb gewonnene Arbeitsschritte müssen angepasst werden.

Möglichkeit 1

Am einfachsten ist es wenn vorher keine anderen Systeme genutzt wurden. Denn ob nun das ein oder andere System zum Einsatz kommt, verändert nicht den Einarbeitungsaufwand.

Möglichkeit 2

Wenn ein Neukauf eines Rechners ansteht und eine damit verbundene Programmaktualisierung, ist es auch relativ einfach umzusteigen, da die Einarbeitung in die neuen Programme in etwa so viel Aufwand ist, wie eine Einarbeitung in ein anderes System.

Möglichkeit 3

Für alle anderen Fälle sollte eine „weiche Migration“ angedacht werden: Es können z.B. erst einmal die Internetbrowser oder die Emailprogramme ausgetauscht werden. Dann ist es möglich parallel eine freies Office-Programm zu installieren um alle Haken und Ösen zu finden. Auch Grafik- oder Layout-Programme lassen sich probeweise installieren. Zum Testen können auch so genannte Life-Distributionen eingesetzt werden. Diese werden gestartet in dem eine CD/DVD eingelegt wird. Von dieser wird das gesamte Betriebssystem gestartet ohne dass die Daten auf der Festplatte angerührt werden. Viele Programme und Funktionen können so gefahrlos getestet werden. Wenn damit erfolgreich gearbeitet wurde, kann das neue System parallel zum alten installiert werden und beim Starten des Rechners wird der Anwender gefragt welches angewendet werden soll. Viele Daten, z.B. Texte, oder Tabellen können so gemeinsam genutzt werden.

Haken und Ösen

So prima dies alles ist, darf man aber nicht verschweigen, dass es durchaus den ein oder anderen Fallstrick gibt!

  1. Besondere Hardware: Im Normalfall sollte die Standardhardware funktionieren, allerdings gibt es einige Geräte, für die die Hersteller ausschließlich Windowstreiber anbieten oder bei brandaktuellen Geräten dauert es noch einige Zeit bis die Treiber zur Verfügung stehen.
  2. Spiele: Hier gibt es leider nur sehr wenige Angebote.
  3. Spezielle Anwendungen: Es gibt einige Programme die nur unter Windows funktionieren. Für diese Fälle kann ein Virtualisierungsprogramm genutzt werden. Damit kann ein komplettes Betriebssystem installiert werden.

Was jetzt?

Es ist immer ein schwieriger Schritt, sich von alten liebgewonnenen Zöpfen zu trennen um dann mit fremden Dingen auch an die Grenzen zu stoßen, allerdings halten Veränderungen die Welt am Laufen, sonst würden wir heute noch auf Bäumen sitzen. Wie heißt es noch:

Nur ein toter Fisch schwimmt mit dem Strom! Und unser Fisch soll schwimmen und die Welt verändern.

werbetext_von_rainer.1286827755.txt.gz · Zuletzt geändert: 2017/01/20 08:33 (Externe Bearbeitung)